Laws of UX (Teil 1)

Im Rahmen der Master-Veranstaltung „Interaktionsdesign“, wurde ich an die sogenannten Laws of UX herangeführt. Im gleichnamigen Buch von Jon Yablonski geht es um 10 Gesetze, die die User-Experience einer Anwendung steigern können, wenn sie bei der Gestaltung beachtet werden.

Einige dieser Gesetze finden in der Psychologie ihren Ursprung. Die „Laws of UX“ helfen, eine neue Sichtweise auf die Gestaltung und Anordnung von Objekten zu erhalten.

Lesenswert ist das Buch für jeden, der sich im Bereich UX bewegt. Aber auch jedem Endnutzer empfehle ich es, denn ich finde es schadet nie, zu verstehen wieso Dinge aussehen wie sie aussehen und welcher psychologische Aspekt dahinter steckt. Mir persönlich hat gut gefallen, dass die 10 Gesetze eine Rahmenstruktur bilden, die man nutzen kann, um eigene Projekte mit ihrer Hilfe zu gestalten.

Wie sich am Titel vermuten lässt, wird das eine mehrteilige Serie, da die 10 Gesetze einfach zu viel für einen Post wären. Heute stelle ich die ersten 3 Gesetze vor und veranschauliche sie mit Beispielen.

Die verbleibenden Gesetze folgen in den nächsten Wochen. Ich vermindere also die Komplexität des Ganzen und vermeide es somit, den User, also in diesem Fall dich, lieber Leser zu überfordern. Damit haben wir auch schon den perfekten Einstieg ins Thema. 😉

Jakob’s Law

Nutzer verbringen viel Zeit auf anderen Websites, Plattformen und in anderen Apps. Um deinem Nutzer eine möglichst reibungsloses Nutzungserlebnis zu bieten, ist es sinnvoll, dass du deine eigene Applikation nach dem Beispiel bestehender Anwendungen gestaltest. So müssen neue User nicht erst das Design verstehen und die Navigation erlernen.

Als Ziel bei der Gestaltung deiner Seite kannst du dir vornehmen, dass deine User sich auf die eigentliche Nutzung konzentrieren können und keine Zeit damit verschwenden müssen, erst ein neues Modell zu lernen, um sich zurecht zu finden.

Ein gutes Beispiel hierfür sind Shopping-Webseiten. Diese sind grundsätzlich gleich aufgebaut: Vom Browsen im Produktkatalog bis hin zum Abschluss des Kaufes sind alle ähnlich in ihrer Funktionalität des Einkaufswagens, der Aufteilung in Produktkategorien, usw.

Du solltest Jakob’s Law aber nicht so verstehen, dass du nichts Neues, Innovatives mehr kreieren darfst. Vielmehr bedeutet es, einfach an oberster Stelle darauf achten, was Nutzer-Aufgaben sein werden und wie User diese am besten und unkompliziertesten erfüllen können. Wenn es an einer Stelle sinnvoll ist und einen Mehrwert bietet, mit veralteten Techniken zu brechen dann ist das etwas Gutes.

Fitt’s Law

Die Zeit, die benötigt wird, um ein bestimmtes Objekt auszuwählen (mit Maus oder Touch) kann mit einer Funktion berechnet werden. Diese Formel ist abhängig von der Größe und Entfernung des Targets.

Mit der genauen Formel und der Mathematik dahinter möchte ich niemanden langweilen. Wenn sie dich interessiert, kannst du sie gerne hier nachlesen. Hervorheben möchte ich stattdessen, welche Erkenntnisse du dir aus diesem Gesetz zu Herzen nehmen solltest.

Gerade im Bereich Mobile Devices ist Fitt’s Law wichtig. Zu kleine Objekte lassen sich kaum souverän per Touch auswählen. Du solltest also darauf achten, Auswahlmöglichkeiten wie Menüpunkte ausreichend groß zu gestalten. Außerdem musst du den einzelnen Objekten genug Platz zwischeneinander geben, damit der Nutzer nicht den Nachbarn des eigentlichen Ziels anklickt. Das mindert die User-Experience und führt schlimmstenfalls sogar zu Frustration oder einem Absprung.

Campusboard (Ansicht auf dem Smartphone)

Ein Beispiel, welches alle Studierenden der Hochschule Kaiserslautern bei Nutzung des Campus-Boards auf einem Smartphone kennen sollten. Ist echt schwierig sich einzuloggen und in der Plattform zu navigieren oder? Der „Login“ befindet sich oben rechts in der Ecke.

Aber ich bin mir sicher, dass auch jeder andere schonmal Frust verspürt hat, wenn er eine mobil nicht optimierte Seite schnell unterwegs nutzen wollte und mehrere Anläufe zur erfolgreichen Auswahl benötigt hat.

Beispiel: iPhone

Apple hingegen hat das Problem sogar so gut gelöst, dass die Nutzung auf größeren Mobil-Devices verhältnismäßig einfach funktioniert. Streicht man am unteren Bildschirmrand nach unten, so beschränkt sich der Bildschirm-Inhalt auf die untere Hälfte des Touchscreens. Das verkürzt den Weg bis zum Ziel und man erreicht sogar einhändig problemlos das gewollte Target.

Hick’s Law

Die Zeit, die benötigt wird um eine Entscheidung zu treffen, steigt mit der Anzahl und Komplexität der gegebenen Auswahlmöglichkeiten.

Konkret heißt das: Es ist wichtig, die Auswahlmöglichkeiten für deine Nutzer so gut es geht zu minimieren!

Je weniger ein User auswählen kann, desto unwahrscheinlicher ist es, dass er etwas falsches auswählt. Zu viele Optionen lenken einerseits vom Ziel ab oder verwirren bei mangelndem Verständnis.

Beispiel: Fire TV – & normale Fernbedienung

Amazon verkauft gemeinsam mit ihrem Fire TV Stick eine Fernbedienung, die eine sehr simple und funktionale Möglichkeit bietet, sowohl den FireTV-Stick als auch den gesamten Fernseher zu steuern. Im Vergleich dazu befindet sich auf der rechten Seite der Abbildung eine gewöhnliche Fernbedienung eines (Smart-) TVs. Ich weiß nicht, ob ich jemals von jemandem gehört habe, dass er Rakuten TV besitzt. Dieser und auch der YouTube-Knopf sind zumindest für mich gänzlich überflüssig. Auch alle Tasten oberhalb der Pfeiltasten habe ich um ehrlich zu sein noch nie genutzt. Die Fernbedienung des FireTV-Sticks reicht (zumindest für all meine Tasks) vollkommen aus.

Umgekehrt kann dieser Denkansatz allerdings auch zu Oversimplification führen, also dazu, dass du deine Oberfläche zu viel minimierst und sie deshalb nicht mehr für ihre eigentliche Aufgabe geeignet ist.

Tipps die dir dabei helfen sollen Hick’s Law umzusetzen:

  • Auswahlmöglichkeiten minimieren
  • Komplexe Aufgaben in kleinere Arbeitsschritte aufteilen
  • Empfohlene Einstell-/Auswahlmöglichkeiten hervorheben (nicht übertreiben!)
  • Nicht bis zur Abstraktion vereinfachen!

Wie versprochen, waren das die ersten 3 Gesetze aus dem Buch Laws of UX. Falls du auch die restlichen Prinzipien kennen lernen möchtest, abonniere gerne meinen Newsletter und du erfährst als erstes, wenn ich den nächsten Teil veröffentliche. Falls du Lust bekommen hast, es selbst zu lesen, kann ich dir das Buch wärmstens empfehlen. Auf dieser Website sind übrigens alle im Buch behandelten Gesetze beschrieben und stehen zum Download als Poster bereit.

Lass mich gerne wissen, wie du meinen Beitrag findest. Eine schöne Woche und bis zum nächsten Mal. ✌️

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